Kapitel 01
Kapitel 02
Kapitel 03
Kapitel 04
Kapitel 05
Kapitel 06
Kapitel 07
Kapitel 08
Kapitel 09
Transkript
Ich heiße Moza Said Salum aus Pemba und möchte deine Fragen auf Swahili beantworten. Ich habe Helen Paul 1992 durch die Arbeit an einem Projekt für Englischlehrer:innen kennengelernt. Das wurde damals vom English Council organisiert. Damals war ich Lehrerin in einer Grundschule und wurde vom Bildungsministerium ausgesucht, um mit Helen zusammenzuarbeiten. Helen war damals für den Britischen Entwicklungsdienst (VSO) auf Pemba und wir wurden dann ein Team. Gemeinsam haben wir dann praktische Workshops und Seminare für Englischlehrer:innen in der Grundschule durchgeführt.
Wir hatten auch eine mobile Bibliothek, weil die Menschen, die in abgelegenen Dörfern leben, nicht in die Stadt kommen konnten, um für ihre Kinder Bücher auszuleihen. So hatten die Schüler:innen die Möglichkeit ihr Englisch zu verbessern. Wir haben auch bei Lehrer:innen hospitiert und sie methodisch beraten. Dadurch sind wir uns näher gekommen und wir wurden beinahe wie Schwestern. Im Prinzip gehört Helen mittlerweile zur Familie.
Die erste Zusammenarbeit mit Sisi Pamoja bestand darin eine Vorschule in der Hauptstadt der Insel Chake Chake zu gründen und den Aufbau zu unterstützen. Das ist die erste private Vorschule auf Pemba. Es waren die Bewohner:innen, die vor etwa 12 Jahren auf mich zukamen und darum baten eine Vorschule mit dem Schwerpunkt „Englische Sprache“ zu gründen. Helen hat uns vor allem mit Geld unterstützt, aber auch mit Sachmitteln. Sie hat mir sehr geholfen, Jahr um Jahr. Helen sieht, wie erfolgreich wir sind und deshalb unterstützt uns Sisi Pamoja nach wie vor. Mittlerweile besteht die Vorschule seit elf Jahren und wir betreuen über Hundert Kinder.
Meine Lehrer:innen haben sehr von den Workshops für ihren Unterricht profitiert. Sie haben modernere und kindgerechte Unterrichtsmethoden gelernt und das hilft wiederum unseren Kindern sehr, die englische Sprache zu lernen und auch zu sprechen. In den Workshops hatten die Lehrer:innen auch die Möglichkeit ihr eigenes Lehrmaterial herzustellen und es dann zu laminieren, damit sie es wiederverwenden konnten. Das war wichtig, weil es hier bis dahin kein Unterrichtsmaterial gab. Jedes Jahr haben wir so einen Workshop durchgeführt und die Lehrer:innen waren immer sehr dankbar.
Nach wie vor haben wir in der Vorschule große Probleme mit dem Englischunterricht. Die Lehrer:innen wissen nicht, wie sie ihre Unterrichtszeit einteilen und mit dem Rahmenplan des Bildungsministeriums umgehen sollen. Es gibt auch keinen Ort, an dem sie sich dazu informieren können. Wir haben auch keinen Computerunterricht in der Grundschule, obwohl die Kinder ihn brauchen, um in der heutigen Welt zu bestehen.
Wir würden uns von Sisi Pamoja wünschen, dass der Verein uns darin unterstützt den Lehrer:innen mehr Gehalt zu bezahlen. Denn schon einige von ihnen, wurden zwar durch uns ausgebildet, dann aber von den staatlichen Schulen abgeworben. Das war bereits mehrmals der Fall.
Durch die Unterstützung von Sisi Pamoja konnten wir auch die Umgebung der Schule verschönern. Wir haben auch kleine Rücklagen für Notsituationen. Beispielsweise wenn ein:e Lehrer:in von uns persönliche Probleme hat oder auch für unsere Kinder, wenn deren Familien in Not sind. Was mich besonders freut: Sisi Pamoja hat mit uns ein Patenprojekt ins Leben gerufen, dass es beispielsweise Waisenkindern oder Halbwaisen ermöglicht, die Vorschule zu besuchen. Das Schulgeld wird dann über zwei Jahre von den Paten in Deutschland bezahlt. Oftmals sind diese Kinder besonders fleißig und haben die besten Noten.
Ich würde gerne eine Grundschule eröffnen, um die Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg begleiten zu können. Damit wir auch erleben, was aus ihnen wird. Der Wunsch nach einer Grundschule kommt auch aus der Gemeinschaft in unserem Stadtteil. Außerdem brauchen wir dringend einen neuen Schulbus. Einen Gebrauchten. Denn unsere Kinder kommen mittlerweile aus weit auseinanderliegenden Stadtteilen.
Seit fünf Jahren haben wir ein weiteres Projekt mit Sisi Pamoja und Helen: „Train the Trainer“. Für jeden der vier Landkreise auf Pemba haben wir zwei Lehrkräfte ausgesucht, die wir jedes Jahr zu einem einwöchigen Seminar zu einem bestimmten Thema einladen. Diese Lehrkräfte wirken dann wieder als Multiplikator:innen und bilden ihre Kolleg:innen vor Ort weiter aus.